„Elanie? Elanie, wach auf!“
Elanie schreckte auf. Zwei Hände schüttelten ihren Körper, der sich noch im Halbschlaf befand. Als sie endlich ins Wachsein glitt, schnellte ihr Kopf beinahe gegen den ihres Gegenübers. Ihre Mutter saß mit besorgtem Blick an ihrem Bett und musterte das Kind argwöhnisch. Mit beiden Händen umklammerte sie die Schultern der Tochter.
„Was war denn los?“, fragte Elanies Mutter und erst da erinnerte das Mädchen sich.
„Alptraum“, murmelte sie, schlug die Decke wieder über ihren Kopf und drehte sich um. Eine Träne kullerte aus dem linken Auge, doch sie blinzelte das unerwünschte Objekt weg. Nein. Es war alles gut. Es war nur einer dieser Alpträume, die sie seit dem Vorfall heimsuchten.
„Schatz, das kann so nicht weiter gehen. Schon die ganze Woche verbringst du im Bett, gehst nicht mehr vor die Tür und hast jede Nacht Alpträume. Ich höre dich bis nach unten schreien. Bist du sicher, dass du nicht mal einen Termin mit Dr. Samson machen willst?“
„Mir geht es gut, Mom“, murmelte Elanie genervt. Sie zog eines der Kissen auf der anderen Seite des großen Doppelbettes heran und legte es auf ihr Ohr, damit sie die Tiraden ihrer Mutter nicht mehr anhören musste. Ein verzweifelter Seufzer erklang, ehe die Tür ins Schloss fiel. Endlich allein. Mit sich und ihren Alpträumen in einem Raum. Was kümmerte es sie? Lieber hier mit ihnen als dort draußen mit den wahren Schatten. Sie hatte sie gesehen. Hatte gesehen, was sie mit ihren Freunden angestellt hatten. Und sie war machtlos gewesen, den Fähigkeiten in ihrem Blut zum Trotz. Die Seelen der Freunde waren vor ihren Augen zerfallen in ein dunkles, kaltes Nichts. Unwiederbringlich. Elanie zog die Beine an und schlief in Föten Stellung wieder ein. Ein unruhiger Schlaf, denn die Bilder kehrten immer zurück, wenn sie die Augen schloss.
In der Schublade lagen noch die Ringe, die sie hatte retten können. Doch sie strahlten nicht mehr. Nicht einmal ihr eigener hatte den Glanz in seinem Inneren, der einst ihr Gemüt zum Leuchten brachte, wann immer sie traurig war.